1. Financial Communication Summit in Berlin
Am 13. / 14. September 2017 fand das erste Financial Communication Summit in Berlin statt.
30 geladene Gäste – darunter Leiter der Investor Relations und Unternehmenskommunikation sowie ausgewählte Kommunikationsexperten aus Wirtschaft und Wissenschaft – diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse und Herausforderungen sowie Trends der Kapitalmarktkommunikation.
Studie: Strategien in der Finanzkommunikation und Investor Relations
Welche strategische Bedeutung kommt der Investor Relations/Finanzkommunikation zu? Wie ausgeprägt ist die strategische Steuerung der Investor Relations? Welche Strategien der Finanzkommunikation und Investor Relations lassen sich unterscheiden – und welche Vor- und Nachteile weisen sie auf? Diese Fragen wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts des Center for Research in Financial Communication von Prof. Dr. Christian Hoffmann und Sandra Tietz erforscht. Dafür wurden die Verantwortlichen für Investor Relations und Finanzkommunikation (Corporate Communications) der 160 größten deutschen börsennotierten Unternehmen befragt
Corporate Governance – Was institutionelle Investoren heute erwarten
- Tim Albrecht, DWS
- Mahesh Jayakumar, State Street Global Advisors
- Prof. Dr. Katja Langenbucher, Goethe-Universität Frankfurt
Institutionelle Investoren stellen in Deutschland sowie weltweit die größte Anlegergruppe dar. Investor Relations-Abteilungen stehen daher im kontinuierlichen Austausch mit einer Vielzahl von aktuellen sowie potenziellen institutionellen Investoren und auch die Finanzkommunikation widmet ihnen erhebliche Aufmerksamkeit. Doch welche Erwartungen stellen diese Aktionäre an die Kapitalmarktkommunikation von Unternehmen – insbesondere in Bezug auf die Corporate Governance?
Mit Tim Albrecht (DWS) und Mahesh Jayakumar (State Street Global Advisors) sprachen zwei Vertreter bedeutender institutioneller Investoren darüber, wie Investmententscheidungen innerhalb ihrer Teams gefällt und welche internen und externen Informationen dafür herangezogen werden. Prof. Dr. Katja Langenbucher (Goethe-Universität Frankfurt) gab ergänzend dazu einen Einblick, in welchem rechtlichen Rahmen die Transparenzerwartungen der Anleger mit der Auskunftspflicht der Unternehmen aufeinandertreffen.
Eines der zentralen Themen war die wachsende Bedeutung von passiv gegenüber aktiv gemanagten Fonds. Obwohl hier eine geringe Interaktionsmöglichkeit von Unternehmensseite vermutet wurde, konnte herausgearbeitet werden, wie intensiv sich passive Fonds mit den Portfolio-Unternehmen auseinandersetzen. Unter dem Begriff „Asset Stewardship“ wurden Initiativen von Seiten der Investoren erörtert, aber auch Ansatzpunkte für die Kapitalmarktkommunikation der Unternehmen aufgezeigt.
Der Fokus der Diskussion lag auf der Bedeutung der ESG-Faktoren (Environmental, Social & Good Governance); insbesondere wie diese in den Investmentprozess einbezogen werden. Nach einstimmiger Meinung gilt dabei das „G“, also Good Governance, als der bedeutendste Faktor. Positive Werte bei „S“ und „E“ ergäben sich häufig hieraus. Die Bandbreite der diskutierten Governance-Aspekte reichte von der Unabhängigkeit, Erfahrung aber auch dem „Refreshment“ der Führungsorgane bis zur Nutzung von Vorzugs- und Stammaktien. In Bezug auf die ESG-Faktoren seien Unternehmen mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Transparenzerwartungen konfrontiert, daher wurden die Ausführungen zu ersten Initiativen einer Standardisierung dieser Faktoren begrüßend von der Diskussionsrunde aufgenommen.
Shareholder Activism: Herausforderungen, Strategien und Perspektiven
- Prof. Dr. Katja Langenbucher, Goethe-Universität Frankfurt
- Winnie Lerner, Finsbury
- Christoph Sieder, ABB Group Ltd.
Der Ton an den Kapitalmärkten wird rauer: immer häufiger drängen Shareholder Activists (aktive oder aggressive Minderheitsaktionäre) Unternehmen auf einen Verkauf bestimmter Unternehmensteile, zur Neuausrichtung der Strategie oder einem Wechsel im Managementteam. Das zweite Panel stellte daher die Frage, wie Unternehmen auf Shareholder Activism reagieren bzw. sich vorbereiten sollten und welche kommunikativen Strategien erfolgsversprechend sind.
Prof. Dr. Katja Langenbucher (Goethe-Universität Frankfurt) erörterte zunächst die unterschiedlichen Motive und die im deutschen Aktienrecht zur Verfügung stehenden Instrumente für aktivistische Investoren. Winnie Lerner (Finsbury) ergänzte ihre Erfahrungen mit aktivistischen Aktionären in den USA, wo Unternehmen sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema auseinandersetzen.
Christoph Sieder (ABB Group) gab einen Einblick in die Erfahrung seines Unternehmens mit aktiven Shareholdern im vergangenen Jahr. In dem Prozess habe die Unternehmenskommunikation und Investor Relations eine zentrale Rolle eingenommen, indem Aufklärungsarbeit geleistet und die Zusammenarbeit mit den bestehenden Investoren intensiviert werden konnte. Zudem konnte die Chance genutzt werden, die Aufstellung und Qualität der Kommunikation zu verbessern.
Hauptthema der Diskussion war schließlich, ob und wie sich Unternehmen auf Shareholder Activism vorbereiten können. Zentral sei, aktivistische Aktionäre sehr ernst zu nehmen, da ihre professionellen öffentlichen Kampagnen zu einem hohen Druck auf das Management führen können. Die Analysen der Aktivisten seien dabei so detailliert, dass es Unternehmen als „free consultancy“ nutzen und ihre Schwachstellen verstehen könnten. Neben einer Analyse, wer Freund oder Feind des Unternehmens sei, wurden eine Vielzahl von Vorbereitungsmöglichkeiten mit den Unternehmensvertretern geteilt.