Financial Communication Summit 2019
Am 28./29. November 2019 fand das 3. Financial Communication Summit auf Einladung der Deutsche Börse AG in der Alten Börse in Frankfurt am Main statt. 30 geladene Gäste – darunter Leiter der Investor Relations und Unternehmenskommunikation sowie ausgewählte Kommunikationsexperten aus Wirtschaft und Wissenschaft – diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse und Herausforderungen sowie Trends der Kapitalmarktkommunikation.
Studie: CEO und CFO in der Finanzkommunikation
Die aktuellste Studie „CEO und CFO in der Finanzkommunikation und Investor Relations“ des Center for Research in Financial Communication beschäftigt sich mit der Einbindung und Positionierung der beiden Vorstände im Rahmen der Kapitalmarktkommunikation. Dafür wurden die Verantwortlichen für Investor Relations und Finanzkommunikation (auf der Corporate Communications-Seite) der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
Dr. Stefanie Wettberg gab Einblicke in die Praxis der Vorstandskommunikation gegenüber dem Kapitalmarkt und ging in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse der Studie „CEO und CFO in der Finanzkommunikation und Investor Relations“ ein. Dabei erläuterte sie unter anderem die Aufteilung der Themen und Verantwortlichkeiten bei BASF SE.
Von GSE zu ESG? Die Rolle der Nachhaltigkeit in der Kapitalmarktkommunikation
- Oliver Maier (Bayer AG)
- Kristina Jeromin (Deutsche Börse AG)
- Tim Albrecht (DWS)
- Prof. Dr. Thomas Berndt (Universität St. Gallen)
Die Vermittlung nichtfinanzieller Informationen an die Financial Community gewinnt immer weiter an Bedeutung. Im Fokus stehen dabei die drei Elemente: Environmental, Social und Governance Data (kurz: ESG). Investoren fordern detaillierte Auskünfte zu Aspekten der Nachhaltigkeit. Die Schnittstelle zwischen Unternehmensstrategie, Investor Relations und Sustainability stand im Fokus der Paneldiskussion.
Oliver Maier (Bayer AG) berichtete über seine Erfahrungen und Herausforderungen im Austausch mit dem Kapitalmarkt zu Nachhaltigkeitsthemen. Dabei appellierte er auch an Kapitalmarktteilnehmer, Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund der Geschichte, Branche und Entwicklung eines Emittenten umfassend zu würdigen. Kristina Jeromin (Deutsche Börse AG) plädierte für eine enge Verzahnung von Unternehmensstrategie und Nachhaltigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Sie zeigte sich überzeugt, dass Kapitalmarktteilnehmer materielle Nachhaltigkeitsindikatoren berücksichtigen, um ein umfassendes Verständnis nicht nur der Risiken, sondern auch der Potenziale eines Geschäftsmodells zu erlangen.
Tim Albrecht (DWS) teilte seine Erwartungen an die Nachhaltigkeitskommunikation von Unternehmen und sprach über die Herausforderungen aus Investorensicht. Hierzu gehörte nicht nur die Datenqualität, sondern auch die Abwägung zahlreicher ESG-Indikatoren. Albrecht berichtete von einem Ausbau nachhaltiger Asset Management Angebote, warnte aber auch vor den Risiken möglicher Desinvestitionen solcher Portfolios im Falle unzureichender ökologischer Nachhaltigkeit. Professor Berndt (Universität St. Gallen) ergänzte und diskutierte aktuelle Studienergebnisse und ging dabei vor allem auf die Herausforderung der Datenqualität und -vergleichbarkeit ein. Eine zunehmende Standardisierung von ESG-Daten sei eine wesentliche Voraussetzung für eine zuverlässige Bewertung der Nachhaltigkeit.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Bedeutung einer glaubwürdigen Verknüpfung von Unternehmensstrategie und Nachhaltigkeit. Vor allem die Standardisierung von ESG-Daten werde dabei eine zentrale Rolle spielen. Derzeit herrsche noch eine gewisse Verunsicherung – sowohl unter Emittenten wie Investoren. Ein Konsens bestand darin, dass Nachhaltigkeit sich als bedeutsamer Bestandteil von Investitionsentscheidungen etabliert.
Say on Pay: Mehr Transparenz, Aufmerksamkeit und Konflikte durch ARUG II?
- Dominik Slappnig (Sika AG)
- Claus Döring (Börsen-Zeitung)
- Thomas von Oehsen (ISS | Institutional Shareholder Services)
- Dr. Robert Vollrath (Hering Schuppener Consulting)
Das Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie (ARUG II) bringt einige bedeutende Änderungen für die Emittenten mit sich. Im Mittelpunkt der Diskussion standen vor allem die Regelungen zu Mitspracherechten der Aktionäre bei der Vergütung von Aufsichtsrat und Vorstand („Say on Pay“). Inwiefern erhöhen sich dadurch die Transparenzanforderungen an die Unternehmen? Welche Erfahrungen haben Unternehmen in anderen Ländern bei ähnlicher Regulierung gemacht?
Dominik Slappnig (Sika AG) berichtete aus der Perspektive eines Schweizer Emittenten Aufgrund der sogenannten Minder-Initiative gibt es seit dem Jahr 2013 eine Regelung zu Say on Pay für Schweizer Unternehmen. Seither müssten Investoren wie Emittenten deutlich mehr Zeit in die Abstimmung dieser Thematik investieren. Claus Döring (Börsen-Zeitung) und Thomas von Oehsen (ISS) teilten ihre Sichtweisen und zukünftige Erwartungen an die Kommunikation von Unternehmen aus Sicht der Fachmedien wie der Stimmrechtsberatung. Dr. Robert Vollrath (Hering Schuppener) erörterte, wie gut deutsche Emittenten bereits auf ARUG II vorbereitet seien.
Eines der zentralen Themen der Diskussion war die Erwartung der verschiedenen Stakeholder des Unternehmens hinsichtlich einer transparenten Kommunikation rund um das Thema Vergütung. Im Mittelpunkt stehe dabei ein klares und verständliches System der Vorstandsvergütung. Während in der Öffentlichkeit eher die Höhe der Vergütung diskutiert würde, interessiere die Eigentümer vor allem die Verständlichkeit des Systems und dessen Anreizwirkungen. Aktuell seien viele Vergütungssysteme zu komplex und selbst den Betroffenen die Anreize nicht klar.
In diesem Zusammenhang wurde erörtert, dass auch die Kommunikation des Aufsichtsratsvorsitzenden – und auch weiterer Mitglieder des Aufsichtsrates – an Bedeutung gewonnen habe. ARUG II bestärke, dass die Vergütung ein zentrales Thema des Governance-Engagements sei. Kritisch wurde diskutiert, ob nicht sogar zu viel Aufmerksamkeit auf dieses Thema gerichtet würde – zu Lasten weiterer, bedeutsamer Aspekte der Corporate Governance.
Am Beispiel der Schweiz wurden die Erfahrungen nach der Einführung eines Say on Pay-Systems dargestellt. Dabei wurde auch diskutiert, ob die eigentlichen Ziele der Volksinitiative eigentlich erreicht wurden. Ein Rückgang der Vorstandsbezüge sei jedenfalls nicht zu beobachten.
Schließlich warfen die Podiumsteilnehmer einen Blick in die Zukunft: Dabei wurden einerseits die Erwartungen der Stimmrechtsberater an die Unternehmen klar dargestellt. Andererseits wurde von den Diskutanten keine außerordentlichen Konflikte in der ersten relevanten Hauptversammlungssaison 2021 erwartet. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen sei es, sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinanderzusetzen und in den Dialog zu treten.