Diversity im Geschäftsbericht

as Thema „Diversity“ spielt in der Unternehmensführung eine immer größere Rolle und wird zunehmend auch in der Finanzkommunikation thematisiert.

Diese Studie untersucht, wie DAX-40-Unternehmen Diversitätsaspekte in ihren Geschäftsberichten behandeln, welche Dimensionen dabei genannt werden und inwiefern auch Kennzahlen zu diesen Dimensionen kommuniziert werden.

Von Simona Gulich, Tammo Heinemann, Emma Starke, Franziska Wehr, Leonie Weiß und Christian P. Hoffmann.

Zentrale Erkenntnisse

  • Geschlecht, Alter und ethnische Herkunft im Fokus der DAX-40-Diversity-Berichterstattung:
    Die Analyse der Geschäftsberichte der DAX-40-Unternehmen zeigt ein unausgewogenes Muster mit Blick auf die Thematisierung der unterschiedlichen Diversity-Dimensionen. Die Dimension Geschlecht und geschlechtliche Identität findet überdurchschnittlich oft Erwähnung. Auffällig ist zudem die relativ starke Betonung der Dimensionen Alter und Ethnische Herkunft. Dies gilt auch hinsichtlich der Häufigkeit, mit der konkrete Kennzahlen genannt werden, sowie mit Blick auf die Vielfalt der hier berichteten Kennzahlen. Die Ergebnisse verdeutlichen, das sich die Dimensionen Alter, Geschlecht und geschlechtliche Identität sowie Ethnische Herkunft auf vielfältige Weise operationalisieren lassen. Hier besteht in der Praxis am meisten Erfahrung. Eine einfache Messbarkeit kann jedoch zu blinden Flecken im Management führen: Dimensionen, die einfach messbar sind, können überbetont, andere unterbetont werden, wie die Ergebnisse zeigen.
  • Vernachlässigung weiterer Diversity-Dimensionen:
    Dimensionen wie Körperliche und geistige Fähigkeiten, Soziale Herkunft oder Sexuelle Orientierung, werden erkennbar weniger beleuchtet. Diese Unausgewogenheit in der Aufmerksamkeit spiegelt sich ebenfalls in der Formulierung von konkreten Kennzahlen zu diesen Dimensionen wider. Hier besteht eine Lücke zwischen Theorie und Praxis, da in der Theorie meist alle Diversity-Dimensionen als gleichermaßen bedeutsam beschrieben werden. Besonders auffällig ist zudem, dass für die Dimension Religion und Weltanschauung keine Kennzahlen ausgeführt werden. Dies könnte auf einen Mangel an empirischem Wissen über diese Dimension zurückzuführen sein, wobei die schwierige Messbarkeit ebenfalls eine Rolle spielt.
  • Vergangenheitsorientierung in der Diversity-Kennzahlenformulierung:
    Die Untersuchung zeigt die Kennzahlen zu vergangenen Geschäftsjahren, während nur vereinzelt Ziel- und/oder Zahlenwerte zu zukünftigen Geschäftsjahren zu identifizieren sind. Möglicherweise halten Befürchtungen vor wahrgenommenen Resultatverfehlung Unternehmen davon ab, konkrete Zielwerte zu formulieren. Bei einigen Diversity-Dimensionen dürfte es Unternehmen jedoch auch schwerfallen, sinnvolle Ziel-Werte zu bestimmen. Hier haben die berichteten Kennzahlen tatsächlich keinen Ziel-Charakter.
  • Differenziertes Diversity-Management und die Notwendigkeit einer ausgewogenen Strategie:
    Zusammenfassend verdeutlichen die Ergebnisse, dass die etablierte Praxis der Diversity-Berichterstattung gewisse Unausgewogenheiten aufweist – mit starkem Fokus auf wenige Dimensionen (in der Häufigkeit und Quantifizierung der Dimensionen sowie hinsichtlich der Transparenz von Ziel-Werten). Die einschlägige Literatur empfiehlt dagegen eine ganzheitliche und ausgewogene Diversity-Strategie, um sicherzustellen, dass alle relevanten Dimensionen angemessen berücksichtigt werden. Offen bleibt dabei, inwiefern bzw. in welchen Fällen die Definition von Ziel-Werten notwendig oder sinnvoll ist. Bedeutsam ist, den Fokus des Diversity-Managements nicht durch Opportunitäten in der Messbarkeit von Diversity-Dimensionen bestimmen zu lassen